Niagara Falls [sprich: Nei-ä-gra Fohls] ist eigentlich ein gemütlicher und typisch kanadischer Ort in der Provinz Ontario direkt an der Grenze zu den USA. Kaum ein Mensch käme wohl auf die Idee dieses Kaff zu besuchen, wären da nicht die Wasserfälle, die jährlich Millionen von Reiselustigen – allen voran frisch Verheiratete – nach Niagara Falls ziehen.
Ich hatte genau einen Tag Zeit mir die Fällen und das Drumherum anzuschauen, denn ich hatte mir vorgenommen in meinem „Projekt Vollgaswoche“ die Orte Montreal, Toronto, die Niagarafälle und New York City innerhalb einer Woche anzuschauen.
Meine Unterkunft befand sich in einer Villa in uriger Nachbarschaft. Eigentlich ist der ganze Ort so urig. An den Straßenlaternen sind Lautsprecher aufgehängt aus denen sommerlich Musik den Alltag untermalt. Das hat was.
Nachdem ich meine Sachen abgestellt hatte lief ich sofort los zu den Wasserfällen, den ich hatte den Plan noch bei Sonnenuntergang dort anzukommen. Daraus wurde leider nichts. Dennoch sind die Fälle auch bei Nacht den Anblick wert, denn sie werden mit Lichtern in allen möglichen Farben bestrahlt.
Die Nacht war recht interessant. Die Temperaturen sanken auch nachts kaum unter 30°C und ich schlief ungefähr hundert Meter von der Grenze zu den USA entfernt. Die Wasserfälle waren ungefähr 3 km entfernt. Trotzdem hörte man das donnernde Rauschen (oder war es ein rauschendes Donnern) noch ganz deutlich.
Nachdem ich abends zuvor noch Simon, „the fucking french“ [frei übersetzt: „ein in positiver Hinsicht untypischer Franzose“] kennen lernte, gingen wir am nächsten Tag gemeinsam zu den Fällen. Wir zogen uns die blauen Regenmäntel Müllsack an, sahen aus wie Müllsäcke und betraten das Boot, das uns direkt in den Wasserfall bringen sollte. Und die Regenmäntel waren auch bitter nötig, denn innerhalb des Hufeisens regnet es dauerhaften – und zwar nicht nur ein bisschen. Der durch die herabstürzenden Wassermassen aufgewirbelte Nebel kondensiert noch innerhalb der Schlucht und regnet sofort ab. Endlich mal eine Touri-Attraktion, die sich wirklich gelohnt hat. Und endlich einmal ein bisschen Abkühlung.
Denn die Hitzewelle lief langsam zur Höchstform auf und die Temperaturen stiegen langsam von extrem heiß auf höllisch heiß. Deshalb verbrachten wir den Rest des Tages im Park nahe des Wasserfalls mit Eiskaffeeschlürfend und mit Eichhörnchen spielend im Schatten.
Mit sinkender Sonne wurde es dann langsam wieder erträglich, sodass wir uns noch die Vergnügungsmeile von Niagara Falls anschauen konnten. Auf dem Rückweg erlaubten mir ein paar kleine Kanadier noch ihren Gartenschlauch als Dusche zu benutzen.
Und ich setzte mich wieder in einen Bus nach Toronto um mitten in der Nacht in einen Bus mit den so sehnliche erwarteten Worten „Next Stop: New York“ [dt.: Nächster Halt: New York] zu besteigen.
Die Bilder von der ganzen Chose