Nach der Großstadt Rio de Janeiro benötigten wir erstmal ein paar Tage Erholung auf der Ilha Grande (sprich: Ilja Grandschi). Für uns sollte es zum eigentlichen Start der Reise werden, der durch einen glücklichen Zufall und zwei nette Menschen um so besser wurde.
Nachdem wir unseren Bus Richtung Ilha Grande dank des Stadtverkehrs in Rio de Janeiro und trotz der todesmutigeren Fahrleistung des Taxifahrers erstmal verpasst hatten, stellten wir uns in die Schlange um ein Ticket für den nächsten Bus zu kaufen (übrigens lieben Brasilianer das anstehen noch mehr als die Deutschen). Kurz bevor wir am Schalter waren, sprach uns ein großer, dunkler Mann an. Nachdem ich einiges über die Gefahren an den Bus-Terminals gehört hatte, versuchte ich gleich unser Gepäck in Sicherheit zu bringen. Meine Vermutung hätte aber falscher nicht sein können. Der Mann, ein Brasilianer namens Michelle, hatte wohl die Nacht im gleichen Hostel wie wir verbracht, ebenfalls seinen Bus verpasst und bat uns, ein Ticket mit ihm zu kaufen, damit er den nächsten Bus nicht auch noch verpasst. Während dem Warten stellten wir fest, dass er, seine Freundin aus Frankreich und deren Eltern ebenfalls auf die Insel wollten und – im Gegensatz zu uns – auch eine Unterkunft dort hatten.
Und so landeten wir letztendlich – nach drei Stunden Busfahrt, überhasteten Hamsterkäufen (auf der Insel kostet alles das vierfache) und anderthalb Stunden Bootsfahrt – auf einem Campingplatz mitten im Regenwald der Insel.
Die „große Insel“ ist Teil eines großen Naturschutzgebietes und nahezu komplett mit Urwald bewachsen. Autos existieren hier nicht. Die einzigen Möglichkeiten der Fortbewegung sind Boote und Trampelpfade. Wir blieben vier Nächte hier und vertrieben uns die Zeit mit stundenlangen Wanderungen mit Flip-Flops durch die Regenwälder zu entlegenen Stränden. Mit Schnorcheln bewaffnet bewundert wir die Unterwasserwelt. Spielten Fußball mit den Brasilianern am Strand und schauten den Affen beim Spielen vor unserem Zelt zu. Die Amazonas-Frucht Acai (sprich: Assa’i) eröffnet neue Geschmackswelten und liegt in meiner Lieblingsessen-Liste mittlerweile ganz weit vorne.
Um die Kosten für die Ernährung gering zu halten (die billigste Pizza kostet hier 15 Euro) gingen wir Männer abends angeln. Leider hat sich herausgestellt, dass ich darin alles andere als talentiert bin. Während der Franzose und der Brasilianer neben mir einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser zogen, blieb ich erfolglos. Vier Stunden lang. Glücklicherweise hatten die anderen aber genug gefangen und luden Vanessa und mich zum Essen ein, sodass wir nicht hungrig (aber dafür gedemütigt) ins Bett mussten.
Die Tage auf der Insel markieren für uns den Start der Reise. Das Schicksal hat uns Michelle und Pauline geschickt, von denen wir sehr viel gelernt haben – trotz extremen Sprachwirrwarrs (deutsch, französisch, spanisch, portugiesisch und englisch – am Besten durcheinander und gleichzeitig). Sie sind letztes Jahr für sechs Monate durch Südamerika gereist und haben ausschließlich gezeltet. Ein Zelt wollen wir uns auch noch kaufen. Wir werden sehn…