Nachdem ich bei meinem letzten Besuch in London Frieden mit der Stadt geschlossen habe*, muss ich sagen, es gibt ein paar Dinge, die mich beim zweiten Hinsehen sogar echt begeistern. Und hier gilt, wie der Engländer sagt: „The best things in life are free.“ [dt: Die besten Dinge im Leben sind gratis]. Und gerade in London tut es echt mal gut, bei den Preisen für andere Aktivitäten (Beispiele gefällig? Fahrt mit dem Riesenrad: 35 Euro, Eintritt Tower: 25 Euro, Döner: 8 Euro). Deshalb hier meine besten Tipps für kostenlose Aktivitäten in London.
Allen voran die Museen. Eigentlich bin ich ja kein großer Museumsgänger und auch in London bin ich dort eigentlich nur gelandet, weil ich mich von der Eiseskälte draußen aufwärmen wollte. Umso mehr war ich erstaunt. Die Sammlungen sind einfach unvergleichbar mit dem, was ich in deutschen Museen bisher gesehen habe und oft auf besser aufbereitet. Beide hier empfohlene Museen sind so riesig, dass man in einem einzigen Tag eigentlich nicht einmal alle Teile richtig durchlaufen kann. Und ja, der Eintritt ist tatsächlich kostenlos.
Natural History Museum
Mein Favorit. Das Naturgeschichtliche Museum widmet sich dem Leben von Tieren, Pflanzen und der Erde. Wer schon immer Mal echte Mondsteine und Meteoriten, Skelette und Modelle von Blauwalen und Dinosauriern, Dodos und scheinbar alle Tierarten dieser Erde (ausgestopft) anschauen oder ein simuliertes Erdbeben erleben wollte, ist hier genau richtig. Es gibt sogar ein Schmetterlingshaus. Wer hier wirklich alles sehen will kann sich gut eine Woche Zeit nehmen.
- Eintritt frei – Tube-Haltestelle South Kensington – Link zum Natural History Museum
Camden Town, Lock and Markets
Camden ist ein Stadtteil, der schwer zu beschreiben ist. Jung, bunt und alternativ trifft es wohl am besten. Steigt man an der Tube-Haltestelle Camden Town aus, geht man zunächst die High Street entlang, die gesäumt ist, von allerlei kurioser Klamotten-Läden und Pubs.
Auf der anderen Seite des Kanals befindet sich dann Camden Lock. Dort gibt es diverse Märkte für Klamotten, Handwerkskunst, Schmuck, Essen, Einrichtungsgegenstände und vieles mehr. Besonders interessant ist der Stables Market, der sich in einem Labyrinth aus alten Stallung befindet.
Überall gibt es Stände mit internationalem Essen (das britische kann man ja getrost vergessen) zu den vielleicht günstigsten Preisen in London. Die Verkäufer von Chicken Tikka, Burritos, Afrikanischem, Karibischem, Thai, Chili, Crêpes, Döner, Pizza etc. etc. reisen sich förmlich um die Kundschaft, was ganz nett anzusehen ist. Der beste Platz zum Essen ist wohl am Kanal, wo es Sitzgelegenheiten aus Motorollern gibt. (Tipp: Wenn ihr kurz vor Ende, also gegen 18.00 Uhr kommt, hauen sie ihre Reste aus. Wo sonst bekommt man ’ne Pizza für einen Euro in London.)
Wem der Ranzen nach dem Schlemmen dann spannt, dem empfehle ich einen Spaziergang auf den Towpaths (Treidelpfad) entlang der Kanäle.
- Eintritt frei – Tube-Haltestelle Camden Town – Link zum Camden Lock
Kostenlose Stadtführung
Kostenlose Stadtführungen (engl. Free Walking Tour) werden mittlerweile in allen europäischen Städten angeboten. Die informative und spaßige Tour in London war vielleicht die beste Stadtführung, die ich bisher mitgemacht habe. Übrigens gibt es gerade für Alleinreisende keinen besseren Weg neue Bekanntschaften zu schließen.
Achja, „kostenlos“ heißt in diesem Fall übrigens, dass man am Ende der Tour ein freiwilliges Trinkgeld nach eigenem Ermessen gibt.
- gegen Trinkgeld am Ende – Treffpunkt Wellington Arch, Tube-Haltestelle Hyde Park Corner – täglich um 11.00 oder 13.00 Uhr – Dauer: etwa 2,5 Stunden – Link zur Free Walking Tour
British Museum
Beim Britischen Museum handelt es sich um ein kulturgeschichtliches Museum. Es geht also hauptsächlich um Geschichte der Menschheit in den verschiedenen Kulturen der gesamten Erde. Highlights sind beispielsweise echte Mumien und ein Steinkopf von der Osterinsel. Dazu kommt eine der größten Literatur- und Kunstsammlungen der Welt, wen’s interessiert. Mich nicht.
- Eintritt frei – Tube-Haltestelle Holborn oder Russel Square – Link zum British Museum
M&M’s World
Auf den ersten Blick handelt es sich einfach um einen Fan-Shop für die beliebteste Schokolinse der Welt. Hier gibt es alles, was man mit dem Logo oder den Maskottchen bedrucken kann: Schlafanzüge, Gummistiefel, Schlüsselanhänger, Unterwäsche, Tassen, Kuscheltiere, Badezimmer- und Büroartikel etc. Die M&Ms selber gibt es in mindestens 256 verschiedenen Farben und man kann sie sogar bedrucken lassen.
Auf den zweiten Blick handelt es sich und das beste Beispiel wie eine findige Marketingabteilung mit organisiertem Größenwahnsinn den Menschen so ziemlich alles verkaufen kann: Auf den insgesamt vier Stockwerken tummeln sich tausende Touristen und jeder schießt Fotos von sich mit den lebensgroßen M&M-Männchen, lädt sie auf Facebook und Twitter hoch und verhilft dem Mars-Konzern zu kostenloser Werbung. Danach kaufen sie tütenweise pinke oder schwarz-rot-goldenen Schokolinsen mit dem Namen ihrer Oma darauf kaufen. Ich bin fasziniert. Sogar so fasziniert, dass ich gleich mitmache.
- Eintritt kostenlos – unübersehbar am Leicester Square, gleichnamige Tube-Haltestelle – offen täglich bis Mitternacht(!)
Spaziergang über die Tower Bridge
Der Londoner Klassiker. London zu besuchen ohne sich die Zugbrücke über die Themse anzuschauen geht eigentlich nicht. Entweder davor oder danach empfiehlt es sich noch am Ufer der Themse entlang zu schlendern, vorbei am futuristischen Rathaus (Town Hall) und der HMS Belfast, einem Kriegsschiff, das im zweiten Weltkrieg gegen Deutschland eingesetzt wurde und nun als Museum dient.
- kostenlos – Tube-Haltestelle Tower Hill oder London Bridge
Eichhörnchen füttern im Hyde Park
Der Hyde Park. Ganz ehrlich: Es gibt schönere Stadtparks. Bestimmt lag es großen Teils auch am Wetter, aber ich kann beim besten Willen nicht verstehen, warum dieser Park von den Englischbüchern meiner Schulzeit (Red Line!) so in den Himmel gelobt wurde.
Als ich enttäuscht und kopfschüttelnd auf einer Parkbank saß, kam ein kleines Eichhörnchen daher und fragte mich ob ich nicht etwas zu Naschen dabei hätte. Ich streckte ihm eine Mandel hin, er nahm’s, bedankte sich rasch und flitzte davon. Wohl um seinen Freunden Bescheid zu geben, denn die trafen dann auch nach und nach ein. Es dauert nicht lange, da entdeckten die fotohungrigen Touristen um mich herum den „Typ, an dem die Eichhörnchen hochklettern“ (mich) als Fotomotiv. Ich gab einer Gruppe Mädels aus Argentinien und Spanien einen kurzen Crashkurs im Eichhörnchenfüttern, posierte mit meinen neuen Freunden im Blitzlichtgewitter einer 30-köpfigen asiatischen Reisegruppe („Nii hao!“), was mir allerdings zu bunt wurde als in der Ferne noch so ein Geschwader von Kamikaze-Paparazzos anrollte. Flink wie ein Eichhörnchen machte ich mich davon.
- kostenlos (bringt eine Tüte Mandeln o.Ä. mit) – diverse Tube-Haltestellen, hauptsächlich Hyde Park Corner oder Marble Arch.
Kostenlose Stadtkarten
Wer Londons Geographie nicht ohnehin schon von zahlreichen Spieleabenden mit Scotland Yard auswendig kennt und keinen Reiseführer hat sollte sich an der Rezeption seines Hotels/Hostels kurz erkundigen, ob diese nicht einen kostenlosen Stadtplan ausgeben. Ansonsten gibt es auch bei der Free Walking Tour einen. Google Maps ist übrigens in London besonders fortschrittlich und beinhaltet zum Beispiel auch Karten der Museen und alle Tube-Haltestellen.
Hab ich etwas Wichtiges vergessen? Was kann man in London noch erleben für umme? Was ist euer Lieblingsmuseum in London? Fühlt euch frei die Liste in den Kommentaren zu ergänzen. (Falls jemand eine Erklärung dafür hat, weshalb ich in Museen immer nur die Eingangshallen fotografiere, darf mir dies auch gerne mitteilen.)
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* Rant-Notiz: Beim ersten Besuch war mein Hostel übrigens Austragungsort der Senioren-Weltmeisterschaften im Lautschnarchen. In der ersten Nacht lag der Chinese, der als klarer Favorit ins Rennen ging, zunächst weit vorne. Um 4.00 Uhr morgens warf er jedoch überraschend das Handtuch nachdem sein Kontrahent (ein Außenseiter aus Schottland, der so viel schlechter gar nicht war) ihm Prügel angedroht hatte. Der Schotte wurde daraufhin disqualifiziert. Ein schielender 80-jähriger Engländer, nutzte seine Chance im Nachrückverfahren doch noch an der WM teilzunehmen zu dürfen. Er wärmte sich schon kurz nach seiner Ankunft mit stundenlangen Selbstgesprächen nur in einer Unterhose bekleidet auf. So viel Hingabe und die souveräne Schnarch-Leistung des Nachts brachten ihm dann den wohlverdienten Titel ein…
Vielleicht hatten diese Begebenheiten auch einen Einfluss auf meinen ersten Eindruck von London, als ich schlafentzogen in der Stadt unterwegs war.