In Tarifa habe ich einen weiteren geografisch interessanten Punkt dieser Erde besucht: Den südlichsten Punkt Europas. Afrika, respektive Marokko, ist gerade mal 14 km entfernt; die wüsten Berge und den Frachthafen von Tangier kann man deutlich in der Ferne erkennen.
Der Abschied aus Sevilla fiel mir nicht leicht. Langsam wird es schwerer alle paar Tage wieder an einem neuen Ort zu sein. Eine neue Umgebung, neue Leute. Immer wieder neue Freunde zu finden und sich kurz darauf schon wieder von einander zu verabschieden zu müssen zehrt von einem. Trotzdem ist es gut wieder unterwegs zu sein. Auf zu neuen Abenteuern!
Es ist schon spät als ich in Tarifa ankommen. Ich muss mich beeilen, denn ich will unbedingt Afrika sehen. Schnell rolle ich mit meinem Fahrrad zum Hostel, checke ein und mache mich auf zum Strand. Die Sonne steht schon tief als ich am Atlantik ankommen. Der starke Wind peitscht mir den Strandsand ins Gesicht, als ich mich über die schmale Straße kämpfe, die die Isla de las Palomas [dt. „Taubeninsel“] mit dem Festland verbindet und gleichzeitig das Mittelmeer vom Atlantik trennt. Diese Insel darf man leider nur begrenzt betreten, da sich auf ihr die Festung Santa Catalina des spanischen Militärs befindet. Da bin ich nun: am südlichsten Punkt Europas angelangt. Pünktlich zum Sonnenuntergang.
Ich stehe an der Stelle, wo die ersten Menschen von Afrika nach Europa übergesiedelt sind. Auf der einen Seite sinkt die Sonne langsam in den Atlantik und auf anderen lässt sie – jenseits des Mittelmeers – Afrika in einem goldenen Glanz erscheinen. Eine Weile spiele ich mit dem Gedanken morgen eine Fähre zu nehmen und nach Afrika überzusetzen. Uns trennt nur noch die Straße von Gibraltar…
Tarifa gilt zwar als Europas Hauptstadt für Wind- und Kitesurfer (und Wind gibt es hier definitiv genug). Ansonsten hat der Ort nicht viel zu bieten. Ist ja auch grad Winter. Im einzigen Hostel im Ort halten sich außer mir nur noch drei weitere Gäste auf: ein Holländer, der die Nacht zuvor wegen einer Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus verbrachte (Geh weg! Steck‘ mich nicht an!) eine Neuseeländerin und ein Typ, dessen Gesicht ich nie gesehen habe, weil er krank im Bett lag und sich hinter einem Handtuch versteckt hat (Auch du! Hinfort, Aussätziger!).
Ich verbringe also den Abend vor dem Kaminfeuer im „Wohnzimmer“ des Hostels und unterhalte mich mit der Neuseeländerin Jane. Bei einem Glas Wein kläre ich sie darüber auf, dass Andalusien der exakte Gegenpol zu ihrer Heimatstadt Auckland ist (warum wissen die das alle nicht?). Woraufhin sie mir erzählt wie froh sie darüber ist, aktuell so weit wie nur irgend möglich von daheim weg zu sein. Wir philosophieren gerade darüber wo es denn am tollsten wäre Weihnachten zu verbringen, als wir pünktlich um 23.00 Uhr den Aufenthaltsraum verlassen müssen. Übrig bleibt nur noch der Schlafraum… ein seltsames Hostel ist das. Morgen hau ich besser ab…
Am nächsten Tag fuhr ich früh morgens weiter, um nicht wirklich noch in die Versuchung zu kommen, den Kontinent zu wechseln und meine weiteren Reisepläne über Bord der Fähre zu werfen… und um mein langersehntes Ziel auf der iberischen Halbinsel endlich zu erreichen: Gibraltar!