West Coast II – Seltsam bleiben in Portland

Auf die Stadt Portland im Bundesstaat Oregon habe ich mich besonders gefreut. Um eine seltsame Stadt mit kreativen Menschen soll es sich handeln. Im Volksmund gerne als Hipster verschrien. Quasi die Enkel der Hippies und Ururgroßenkel der Pioniere. Mit Hornbrille, iPhone, Granola und schlauen Büchern bewaffnet versuchen sie der Welt zu beweisen, dass „smart das neue sexy ist“.

Nachdem ich im kalten Seattle mehrere Tage ausschließlich mit durchnässten Klamotten umhergelaufen bin, kam es nicht unbedingt als Überraschung, dass ich in Portland die ersten zwei Tag mit Fieber im Bett verbringen musste.

Keep Portland Weird

Oregon hat an der ohnehin schon liberalen Westküste das Image eine Hipster-Stadt zu sein. Der inoffizielle Slogan, der auf vielen Auto zu finden ist, lautet: „Keep Portland Weird“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Hilf mit, dass Portland seltsam bleibt“. Verdammt passend. Es gibt sogar eine Sitcom namens Portlandia, die sämtliche Klischees passend aufs Korn nimmt.

Die Stadt ist voll von kreativen Menschen, die Qualität über Quantität zu schätzen wissen. Nach den in Europa vorherrschenden Amerika-Klischees von Wegwerf- und Konsumgesellschaft muss man hier lange suchen. Der Müll wird getrennt und recycelt, an jedem Eck gibt es Bäckereien, die den deutschen oder französischen in nichts nachstehen. Der größte und beliebteste Supermarkt Trader Joe’s hat nur Bio- und regionale Produkte im Angebot. Qualitativ hochwertige Cafés dominieren das Stadtbild ebenso wie im nahen Seattle.

In die Kategorie „weird“ fällt auch Voodoo Doughnuts, ein Laden in dem es ein riesige Auswahl an seltsamer Donuts gibt. Die Leute stehen teilweise sogar einen ganzen Block in der Schlange um hier einzukaufen. (Etwas bizarr fand ich, dass gegenüber Essen an Obdachlose verteilt wird, die ebenfalls einen ganzen Block in der Schlange stehen.) Das Aushängeschild von Voodoo ist der Schinken-Ahornsirup-Doughnut, der aber leider (lies: glücklicherweise) bei meinem Besuch ausverkauft war.

Doughnuts zum Abendessen und Mittagessen

Doughnuts zum Abend- und Mittagessen mit Nicky aus Kanada

Voodoo Dougnuts Menü

Voodoo Dougnuts Menü, voll eindeutiger Zweideutigkeiten

Durch den hohen Anteil an kreativen Menschen (lies: arme Schlucker) entsteht ein Bedarf an günstiger Nahrung, der wiederum von anderen kreativen Menschen in Form von Foodcarts, also Imbissständen, gedeckt wird. Davon gibt es mehrere hundert und teilweise sind ganze Häuserblocks umzingelt von solchen Essenständen, die zu einer kulinarischen Reise um den ganzen Globus einladen.

Keep Portland Beered

Wenn man tagsüber von Foodcart zu Foodcart und Coffeeshop zu Coffeeshop gezogen ist, kann man abends gleich weiter von Brauerei zu Brauerei ziehen. Davon gibt es in Portland nämlich über 30 Stück.

Und Bier wird sehr ernst genommen in Portland. Die Qualität variiert zwar stark, aber es sind doch einige dabei, die den deutschen Brauereien nicht nur das Wasser, sondern auch Hopfen und Malz reichen können. Jede Brauerei hat ca. zehn bis zwanzig verschiedene Biere im Angebot. Dem Einfallsreichtum der amerikanischen Micro-Brauer sind keine Grenzen gesetzt. Hier nur ein Auszug von dem was ich so probiert habe: Kürbissbier (es ging auf Halloween zu), Erdbeerbier und das Starkbier namens „Toter Typ“. Meine Brauereiempfehlungen für Nachahmer sind: Blue Moon, Deschutes und Rogue. 

Brauerei-Tour. Kamera und Blick werden zunehmend verschwommener.

Brauerei-Tour. Kamera und Blick werden zunehmend verschwommener.

Um den Kater am nächsten Tag zu bekämpfen hab ich mich dann wieder von der Qualität des Kaffees von der Rösterei gegenüber überzeugen lassen. Es ist ein ewiger Kreislauf…

Eine weitere Kuriosität von Portland ist, dass Simpsons-Erfinder Matt Groening hier aufgewachsen ist und seine Charaktere nach Straßen in Portland benannt hat. So befand sich meine Unterkunft zwischen Flanders und Lovejoy St. unweit von der Quimby St.

Zwischen Flanders St. und Lovejoy St. habe ich gewohnt

Zwischen Flanders St. und Lovejoy St. habe ich gewohnt

Ähm, jetzt bin ich am Ende. Kein roter Faden im, kein Schlussteil. Das ist entweder dumm gelaufen oder bewusst gewollt… um diesen Artikel so seltsam wie Portland selbst zu halten.

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Die ganze Westküsten-Serie:

West Coast 0 – Grenzen verschieben wie Pioniere
West Coast I – Vom Regen ins Café in Seattle
West Coast II – Seltsam bleiben in Portland
West Coast III – Highway 1 Road Trip
West Coast IV – Das goldene Tor in San Francisco

Keep Portland pictured

Bunte Häuser in Portland

Bunte Häuser in Portland

Portland Theater

Portland Theater

Willkommen in Americas Fahrrad-Hauptstadt

Willkommen in Americas Fahrrad-Hauptstadt

Japanischer Garten in Portland

Japanischer Garten in Portland

Fahrradfahren lernen vor dem besten Buchladen der Welt

Fahrradfahren lernen vor Powell’s, dem beste Buchladen der Welt

Keep Portland Weird!

Keep Portland Weird!