Itapema und Blumenau, Brasilien

Nach einigen zufälligen Begegnungen mit Brasilianern deutscher Abstammung haben wir uns spontan dazu entschieden, doch noch in die von Deutschen gegründete Stadt Blumenau zu fahren. Diese Entscheidung hat sich als goldrichtig erwiesen, denn aus einem geplanten eintägigen Ausflug in eine deutsche Parallelwelt wurde ein regelrechtes Abenteuer mit märchenhaftem Ausgang.

Im Süden Brasiliens siedelten sich, besonders in den 1920er Jahren viele Europäer an. Sie kamen hauptsächlich aus Deutschland und Italien. Im Bundesstaat Rio Grande do Sul haben heute mehr als dreißig Prozent der Einwohner deutsche Vorfahren. Auch heute gibt es noch einige Dörfer und Städte in denen die deutsche Kultur gepflegt wird. Teilweise sogar mehr als in Deutschland selbst. Mit der deutschen Sprache happert’s allerdings deutlich. Deutsch zu sprechen war allerdings zur Zeit des zweiten Weltkriegs auch verboten. Die bekannteste dieser deutschen Städte ist Blumenau. Blumenau ist etwa so groß wie Stuttgart, besteht größtenteils aus Fachwerkhäusern und ist Austragungsort des zweitgrößten Festes Brasiliens: das Oktoberfest.

Soviel zu den geschichtlichen Grundlagen. Auf dem Weg nach Blumenau saß neben uns im Bus eben einer dieser Brasilianer mit deutschem Großvater. Auf der dreistündigen Fahrt haben wir uns fast durchgängig unterhalten. Er sprach sogar ein bisschen deutsch und hat vor bald in München zu arbeiten. Er erzählte uns von seinem Heimatdorf, das auch so eine deutsche Siedlung ist und schöner als Blumenau sein sollte. Außerdem findet dort zur Zeit ein Fest statt, das „Zwiebelfest“ heißt. Völlig unwissend und mit der Aussicht auf leckeren Zwiebelkuchen folgten wir ihm. Allerdings nur um am nächsten Tag festzustellen, dass dieses Dorf völlig ausgestorben war und sich eigentlich nichts deutsches feststellen ließ. Das Zwiebelfest fand übrigens im nächsten Ort statt – 170 km entfernt. Also bedankten wir uns höflich und fuhren am nächsten Tag zurück nach Blumenau.

In Blumenau angekommen wollten wir zunächst Roger anrufen, den lustigen Brasilianer mit deutschem Pass, den wir vor einer Woche im Busterminal von Foz do Iguacu kennengelernt hatten. Da die Unterhaltung mit ihm nicht ganz unproblematisch war – schließlich sprechen wir keine gemeinsame Sprache – hatten wir ein wenig Hoffnung auf einen Schlafplatz. Irgendwie sowas hatte er gesagt. Allerdings waren wir uns doch ziemlich uneinig was er so gesagt hatte. Irgendwie hatte er auch was von einem sehr kleinen Apartment und keinem Bett erzählt. Aber auch etwas von Porsche und BMW… Aber auch über einen Kaffee mit ihm hätten wir uns gefreut.

Ab da ging alles relativ schnell. Roger war begeistert, dass wir uns bei ihm meldeten und kam sofort vorbei um uns abzuholen. Er lud das Gepäck ins Auto und fuhr los. Nur wohin? Er erklärte uns (diesmal war’s verständlicher), dass in seinem Apartment in Blumenau kein Platz für uns sei, er uns aber in seinem anderen Apartment in Itapema unterbringen wird. Itapema liegt 80 km entfernt am Strand – quasi da, wo wir hergekommen sind. Am Apartment angekommen trauten wir unseren Augen kaum. Das Apartment befindet sich direkt am Strand. Der Porsche und die Jetskis (er war vor vier Jahren Landesmeister) stehen in der Garage und die Wohnung an sich war… sagen wir mal „ganz nett“. Nachdem er uns noch zum Essen in das teuerste Restaurant, indem ich je war, eingeladen hatte, warf er den Schlüssel auf den Tisch und meinte, er müsse wieder zurück nach Blumenau zum arbeiten und „Bleibt so lange ihr wollt“. Wir änderten also spontan unsere Reisepläne und blieben noch drei Nächte im Malibu von Brasilien.

Mein Schlafplatz für eine Nacht

 

Unsere bescheidene Unterkunft in Itapema

 

Nächtlicher Ausblick vom Balkon in Itapema

Nach ein paar Tagen brachte uns Roger wieder nach Blumenau. Wir verbrachten eine tollen Tag beim Sightseeing. Unter anderem im Biermuseum, wo es kein Bier gibt (in Deutschland würde man das „arglistige Täuschung“ nennen). Zum Abschied wurden wir noch in die beste Churrascaria der Stadt eingeladen. (Kurze Erklärung: Die Hauptsache in einer Churrascaria ist Fleisch, Fleisch und nochmals Fleisch. In der Regel zahlt man eine Pauschalbetrag und darf soviel essen wie man kann. Das Fleisch wird einem von den Kellnern, die mit Spießen herumlaufen, direkt auf den Teller geschnitten. Den Tipp mit der Churrascaria haben wir übrigens von meinem Arbeitskollegen Rainer bekommen, für den brasilianische Churrascarias wohl sowas wie ein Schlüsselerlebnis gewesen sein müssen.)

Nach einem tollen letzten Tag in Brasilien ging es vollgestopft weiter auf die lange Reise Richtung Uruguay

O’zapft is

 

Blumenau: deutscher als Deutschland

 

Ausstellungsstück Nr. 108: Ein leeres Hofbräu-Fässle

 

Willkommen in Biermuseum

 

Ostern in Blumenau

 

Eingang vom Villa Germanica

 

 

Churrascaria!!!

 

Straߟe im Villa Germanica, Blumenau

 

Rathaus von Blumenau

 

Ostern in Blumenau