Heimaturlaub in Unterweissach

„Hä? Warum bist du denn schon wieder da? Du wolltest doch mindestens ein Jahr fort bleiben?!?“ Da ich diese Frage zu Recht mehrfach in den letzten Tagen gestellt bekommen habe, werde ich sie nun hier für alle beantworten.

Wie einige schon mitbekommen haben (danke, Facebook), befinde ich mich seit ein paar Tagen wieder in good old Germany. Aber wie kam es denn nun dazu?

+++ An dieser Stelle sollte ich kurz einwerfen, dass die Reiseberichte immer ein paar Wochen hinterher sind, das heißt alle bis auf diesen hier. Die Berichte der restlichen Reise werde ich auch in den nächsten Tagen und Wochen weiter veröffentlichen. Und wenn ich wieder unterwegs bin, kommt ebenfalls neues. Es lohnt sich also auch jetzt noch den Newsletter in der rechten Seitenleiste zu abonnieren. +++

Warum schon daheim?

Nachdem ich das Flugticket von Quito (Ecuador) nach Miami (USA) schon länger im Voraus gebucht hatte (übrigens dank sattem Meilenkonto fast kostenlos, aber dafür auch nicht verschiebbar), musste ich eine wichtige Entscheidung treffen. Denn bei der Einreise in die USA muss ich ein Ausreise-Ticket vorlegen, dass mich außerhalb Nordamerikas bringt. In meinem Fall war das also die Entscheidung ob ich ein Ticket nach Australien buche und somit die 1-2 Jahre unterwegs durchziehe oder ob ich zurück nach Deutschland (Überraschung!) fliege. Nach längerem Hadern habe ich mich dazu entschieden, nach Deutschland zurückzukehren und zumindest mal den Sommer in Europa zu verbringen. Schließlich habe ich nichts zu verlieren.

Die Gründe dafür sind letztendlich genau so zahlreich wie ungreifbar. Den größten Ausschlag für die Entscheidung haben wohl die knapp drei Wochen Krankheit in Lima (siehe Bericht über Lima) gefolgt von einer weiteren Woche Erkältung mit Fieber in Trujillo und das plötzliche – obwohl geplante – Alleinereisen gegeben (siehe Bericht über Trujillo). Krank und alleine machten mir die ersten zwei Wochen nicht mehr wirklich Spaß, was man vielleicht nachvollziehen kann. Dazu muss ich gleich vorwegnehmen, dass sich dieses Gefühl spätestens in Ecuador wieder gelegt hat, wie ihr den nächsten Berichten sehen werdet. Außerdem war ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht ganz sicher, wann ich wieder ganz fit und gesund sein würde. Sicherlich hat auch geholfen, dass ich einen ziemlich günstigen Flug für Ende Juni ausfindig machen konnte und ich somit genau rechtzeitig zwei Tage vor Vanessas Geburtstag in Deutschland sein konnte.

Und was hast du jetzt vor?

Im Moment seh‘ ich die Heimkehr nicht als Abbruch, sondern nur als Unterbrechung der Reise oder als Heimaturlaub an. Ich werde den Sommer in Deutschland und Umgebung verbringen. Das heißt ich werde ein wenig in Europa umherreisen und mir irgendwo eine kurzfristige Arbeit suchen (Schließlich habe ich in der Woche vor der Heimreise erfahren, dass ich mein Studium der E-Services mit Erfolg beendet habe. Ich bitte um Applaus!). Wer einen Tipp hat, wo und wie ich in Europa eine 3-monatige Beschäftigung finde, darf mir gerne eine Nachricht schreiben. Wer Lust hat mit mir umher zu reisen oder mal besucht werden möchte darf sich ebenfalls melden.

Außerdem kann ich in Ruhe die Weiterreise planen – diesmal mit wesentlich mehr Erfahrung. Diese soll dann beginnen, wenn es in Mitteleuropa wieder Winter wird. Genaueres erfahrt ihr dann hier.

Vorerst genieße ich aber wieder Butterbrezeln, Weißwürste, Grillabende, deutsches Bier und die Effizienz der Autobahn ohne Geschwindigkeitsbegrenzung.

Die Heimreise

Nach einer Vollgaswoche durch Kanada und die USA (Berichte folgen) bin ich von New York nach Miami geflogen, dort habe ich einen Tag bei stürmischem Wetter und amerikanischem Fastfood verbracht, bevor ich dann gut gesättigt in den Flieger nach Düsseldorf gestiegen bin. Dank Zeitverschiebung dauerte die Nacht an Bord des Fliegers gerademal 2,5 Stunden, was aber nicht so schlimm war, da die russische Familie, die strategisch gut um mich herum platziert wurde (zwei Söhne links von mir, die Tochter rechts neben mir und die Eltern hinter mir), mich ohnehin nicht schlafen ließ.

Am nächsten Morgen landete ich in Düsseldorf und nachdem ich mich aufgrund der nicht vorhandenen Beschilderung im Flughafen dreimal verlaufen hatte, fand ich dann doch noch mein Gepäck und die richtige Passkontrolle. Darauf folgte meine Odyssee zum Hauptbahnhof. Auch hier hätte ein Schild geholfen mit dem Hinweis darauf, dass der Zug, der den Flughafen mit dem S-Bahnhof verbindet, zur Zeit nicht fährt, lieber Flughafenbetreiber. Endlich am S-Bahnhof angekommen („Schienenersatzverkehr“ ist ein tolles deutsches Wort) musste ich noch eine Hürde der Deutschen Bahn nehmen, denn die (benutzer)unfreundlichen Fahrscheinautomat und -verkäufer weigerten sich, mich meinen Fahrschein mit einem 50-Euro-Schein bezahlen zu lassen – das Einzige, was der Geldautomat hergab. Und den Schein klein zu machen empfanden die Mitarbeiter offensichtlich als zu viel verlangt. – Ja, ich war wieder in Deutschland. Am liebsten hätte ich wieder den nächsten Flieger in ein Land mit freundlicheren Menschen genommen.

Aber ich hatte ja schon eine Mitfahrgelegenheit gebucht. Mit einem Minivan ging es vom Düsseldorfer Hauptbahnhof nach Stuttgart. Eine nette neun-köpfige Truppe – bestehend aus einem bunten Querschnitt durch die Gesellschaft – hatte sich zusammengefunden und es gab genug Zeit für interessante Gespräche mit dem türkischen Fahrer, der sich seinen Lebensunterhalt mit den Mitfahrgelegenheiten verdient und die Strecke Düsseldorf-Stuttgart sechsmal die Woche hin und zurück fährt; mit einem 45-jährigen Ex-Düsseldorfer, der seit Jahren in Stuttgart lebt und vor 20 Jahren für 18 Monate durch Südamerika gereist ist; mit dem Mann von der Karibik-Insel Guadaloupe, der, nachdem er in Miami gewohnt hatte nun in Mannheim studiert und deutsch lernt; und mit der Studentin, die auf dem Weg nach Frankreich war, um dort ihren Praktikumsplatz anzutreten.

An der Autobahnausfahrt, die meinem Heimatort am nächsten ist, ließ ich mich absetzen um per Anhalter die letzten 23 km der Reise zurückzulegen. Da Humor die Chance auf eine Mitnahme meist erhöht, versuchte ich mein Glück mit einem Schild mit der Aufschrift „Baggana“. So heißt die Stadt Backnang in der schwäbischen Landessprache. Glücklicherweise hielt ein Student aus dem Nachbarort, der mich dann direkt vor der Haustüre absetzte.

Da ich im Kampf gegen den Jetlag bis zum Sonnenuntergang wach bleiben wollte, fiel ich dann nach 40 Stunden hundemüde endlich wieder in mein eigenes gemütliches Bett.

Das letzte Stück nach „Baggana“. Danke für’s mitnehmen, Andi.

 

Wieder daheim