Der perfekte Geburtstag in Barcelona

Das Geheimrezept für einen gelungenen Geburtstag: Man nehme nette, spontane Leute, gebe sie an einen passende Ort und würze mit ein wenig von dem, was im Englischen „Serendipity“ genannt wird.

Nach drei Wochen des Herumtingelns durch Andalusien flog ich nach Barcelona, eine Stadt die ganz oben auf meiner Liste stand, um dort meinen Geburtstag zu feiern. Zwei Stunden zuvor kam auch Vanessa aus Deutschland an und wir trafen uns im Flughafen.

9. Dezember

Meine Geburtstagsfeier hat eigentlich schon am Vorabend begonnen. Nach einer Walking Tour durch die Altstadt haben wir uns spontan dazu entschieden am Paella-Kochkurs [sprich: Pa-ey-ja] teilzunehmen (ich wurde von Vanessa eingeladen um genau zu sein).

Paella für alle

Paella für alle

Im Hinterzimmer einer kleinen Hafenspelunke fanden wir uns ein. Glücklicher Zufall #1: Da der erste Tisch bereits mit einem Haufen älteren Asiaten besetzt war, blieb uns nur noch der zweite, leere Tisch. Der füllte sich kurz danach mit etwa Gleichaltrigen, die später zu meiner illustren Geburtstagsgesellschaft werden sollten. Beim ersten Krug Sangría lernten wir die Runde kennen: Vani mir gegenüber, zu meiner linken Amy und Anne aus Houston, zu meiner rechten die Chilenerin Javi, der Brasilianer Guto und Chris aus Deutschland, den ich, siehe da, schon in Sevilla kennengelernt hatte (Glücklicher Zufall #2).

Obwohl der Kochkurs alles andere als ein Kurs war – eher eine Kochshow – hatten wir unseren Spaß: Eine nette Gesellschaft, gutes Essen und Unmengen Sangría – was will man mehr.

Die illustre Runde

Nach der Völlerei

Etwa anderthalb Stunden nachdem die Asiaten gegangen, die Tische geputzt und die Veranstaltung eigentlich vorbei war ging uns der Sangría aus und wir beschlossen weiter zu ziehen. Guto wollte unbedingt noch in eine Bar von der ihm ein Freund erzählt hatte. Er wusste leider nur den Namen aber nicht wo sie sich befindet. Und das ist ein ganz schönes Problem, in der Stadt, von der ich glaube, dass sie die höchste Anzahl an Bars weltweit hat.

Tintenfisch in der Paella - nicht jedermanns Geschmack

Tintenfisch in der Paella – nicht jedermanns Geschmack

Das ist der Moment an dem der glückliche Zufall #3 zuschlägt: Die Bar war ungefähr 20 Meter entfernt: Espit Chupitos. Im Angebot sind ausschließlich Kurze – 200 verschiedene –  und alle werden auf ihre spezielle Weise serviert und getrunken. Und fast immer ist Feuer involviert, was einen alten Pyromane wie mich natürlich freut.

Nach einigen Runden „Pfadfinder“ (ein Marshmallow wird über einem brennenden Schnaps geschmolzen), „Nippel“, „Monica Lewinsky“ (erspart mir die Erklärungen) und Ähnlichem galten wir schon als so gute Kunden, dass es eine Runde „Papa Schlumpf“ auf’s Haus gab.

Brenn! Brenn!! Muahahaaa!

Brenn! Brenn!! Muahahaaa!

Marshmallows grillen

Marshmallows grillen

Die nächste Station sollte El Mariatchi sein. Manu Chao’s Lieblingskneipe und der vielleicht einzige Ort in Spanien an dem Glühwein ausgeschenkt wird (der Besitzer hat mir stolz erzählt, wie sein Freund das Rezept aus Deutschland mitgebracht hat). Manu Chao haben wir zwar nicht getroffen, dafür aber einen anderen Manu, den mexikanischen Gitarrenspieler den ich aus Sevilla kannte.

Fünf Minuten vor meinem Geburtstag sah ich ihn auf dem Rückweg von der Toilette alleine mit Gitarrenkoffer und Bier an der Bar sitzen. In Sevilla hatten wir es nicht mehr geschafft Kontaktdaten zu tauschen und jetzt laufen wir uns in einer winzigen Bar in einer Seitenstraße Barcelonas über den Weg. Glücklicher Zufall #4.

Ohne zu zögern packte Manu seine Gitarre aus, spielt mir ein Geburtstagslied und ging dann in ein einstündiges Spontankonzert über, wobei der ganze Laden tanzte und sang, bis sich die Nachbar beschwerten (hätte ich in Spanien jetzt nicht erwartet). In Barcelona wahrscheinlich Alltag – von deutschen Kneipen bin ich eher anderes gewöhnt.

(Es gibt sogar ein Video. Wenn man genau hinschaut, kann man mich sogar tanzen sehen. Wie ein junger Gott! Absolut sehenswert!)

Sichtlich glücklich in El Mariatchi

Sichtlich glücklich in El Mariatchi

Wir zogen weiter, zu einem Club, in dem Manu danach noch spielen wollte. Die Amerikanerinnen hatten wir mittlerweile gegen zwei Argentinierinnen ausgetauscht. Die Jam-Session war leider schon seit Stunden vorbei, trotzdem blieben wir im fast leeren Club. Als Team Lateinamerika die gähnende leere Tanzfläche betrat (im Gepäck die zwei Deutschen; tanztechnisch eher vom Typ Holzroboter), wechselte die Musik schlagartig auf Latino-Mugge. Der Rest des Abends ist irgendwie verschwommen…

Abschiedsfoto

Abschiedsfoto

10. Dezember

Den Morgen des 10. Dezember, meinem eigentlichen Geburtstag, liesen wir verständlicherweise langsam angehen. Gefrühstückt wurde in La Boqueria dem Markt an der Rambla  und nur 50 Meter vom Hotel entfernt. Danach nutzten wir die Sonnenstrahlen bei Spaziergang und Picknick in Gaudís Parque Güell. Und gingen später in das ebenfalls von Gaudí entworfene Casa Batlló, sicherlich eines der coolsten Häuser, das die Welt – und ich – je gesehen haben.

Churros zum Frühstück in La Boqueria

Churros zum Frühstück in La Boqueria

Im Parque Güell

Im Parque Güell

Aussicht auf Barcelona vom Parque Güell

Aussicht auf Barcelona vom Parque Güell

Im Wohnzimmer des Casa Batlló

Im Wohnzimmer des Casa Batlló

Zu meiner riesigen Freude und Überraschung durfte ich nach einem unverschämt dekadenten Abendessen – uruguayischen Riesensteaks (Dank gebührt meinen Eltern) – die Kerze auf einer Überraschungsgeburtstagsschokotorte mit  Glückwünschen in Katalan ausblasen. Bis heute ist mir nicht klar, wann Vani sie bestellt oder abgeholt hatte – wir waren doch die letzten zwei Tage rund um die Uhr zusammen, oder nicht?

Feliz Cumpleanys! (hehe, "anys" *kicherkicher*)

Feliz Cumpleanys! (hehe, „anys“ *kicherkicher*)

Dieser Tag hatte alles was ein guter Geburtstag braucht! Danke, Thanks, Gracias, Gràcies und Obrigado an alle – besonders Vani – die diesen Tag zum besten Geburtstag überhaupt gemacht haben!

Fotos von Barcelona ohne Geburtstagsbezug

Sagrada Familia. Einfach wow! Und ich bin kirchentechnisch nicht leicht zu beeindrucken.

Sagrada Familia. Einfach wow! Und ich bin kirchentechnisch nicht leicht zu beeindrucken.

Las calles de Barcelona

Las calles de Barcelona, oder: Auf den Spuren von Amy Lee und Scarlett Johansson

Más calles de Barcelona

Más calles de Barcelona

Iberischer Schinken in der Tüte!

Iberischer Schinken in der Tüte!

Iberischer Schinken in der Tüte!

Iberischer Schinken in der Tüte!

Lionel Messi - 100% Bimbo

Lionel Messi – 100% Bimbo

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Diverse Fotos sind von Guto, Vanessa, Barkeepern, Bedienungen und willkürlich ausgewählten Passanten. Der „Ham-in-a-cone“-Tipp stammt von Kate McCulley. Das uruguayische Restaurant war eine Empfehlung von Michael Baspinar. Danke euch!

Außerdem: Dieser Bericht ist schon vor vier Monaten entstanden und dann zwischen die Polster meines mentale Sofas gerutscht, wo er sich die Zeit mit einigen alten M&Ms, Pfennigstücken und der Fernbedienung des vorletzten Fernsehers vertrieben hat. Um diesem tristen Dasein zu entkommen, wird er nun nachgereicht.