Bunte Buden und bebender Boden in Valparaiso

Chile war weniger als Destination denn als Zwischenstopp auf der Reise nach Peru geplant. Dennoch gab es unvergessliche Zusammentreffen mit chilenischen Menschen und chilenischer Erde.

Vor den Grenzkontrollen der Chilenen hatte man uns schon mehrfach gewarnt. Dennoch waren wir ein wenig von der Kälte und den Schneemengen am Grenzposten auf über 4.000 m über NHN überrascht. Waren wir doch nur kurz vorher im wesentlich wärmeren Mendoza in den Bus gestiegen. Dass es 2.00 Uhr morgens war und wir eigentlich lieber geschlafen hätten als hinter unseren Gepäckstücken wartend einem Drogensuchhund bei der Arbeit zuzuschauen machte die Situation nicht angenehmer. Als dann auch noch genau unsere beiden Rucksäcke herausgezogen wurden, wurde es erst recht interessant. Chile hat nicht nur sehr strenge Richtlinien, was die Einfuhr von Lebensmittel betrifft sondern auch noch ziemlich hohe Strafen bei Verstößen gegen diese. Bei uns wurde jedoch lediglich die Nutella aus Uruguay und Marmelade genauer unter die Lupe genommen und nicht beanstandet. Ich wäre ohnehin lieber mit Nutella in Argentinien geblieben also ohne in Chile anzukommen.

Direkt im Anschluss an die Fahrt nahm die bisher komplizierteste Hostelsuche (5.00 Uhr morgens, null Vorbereitung) ein glückliches Ende im besten Hostel der Reise. Das Besitzerehepaar verbreitet eine Atmosphäre, dass man sich eher vorkommt als sei man bei der Familie zu Gast. Als frühere Besitzer eines Restaurants bereiten sie auch gerne mal ein ausgezeichnetes Abendessen zu und man von einem professionellen Koch kann man doch einiges lernen. Oben drauf gibt es dann noch die gemütlichsten Betten der Welt. Oder lag es nur daran, dass wir die letzte Woche nur auf dem Sandboden ohne Unterlage, in Bussitzen und einem durchnässten Zelt geschlafen hatten?

Valparaiso (kurz: Valpo) war einst ein wichtiger Hafen und ist es durch die Nähe zur Hauptstadt Santiago auch heute noch irgendwie. Das Zentrum am Hafen ist Weltkulturerbe. Die wirkliche Sehenswürdigkeit erstreckt sich aber über die verrückt steilen Hügel die dahinter liegen. Bunte Häuser reihen sich an die verwinkelten, geschwungenen und Labyrinth-artigen Straßen und Serpentinen. Kaum ein Haus oder eine Mauer, die nicht bemalt ist. Valparaiso ist wie ein großes Kunstmuseum. An jeder Ecke gibt es was zu sehen. Deshalb haben wir uns die Zeit hauptsächlich mit Spaziergängen vertrieben. Und damit, wieder zurück zum Hostel zu finden. Dass so viele Künstler in Valpo leben, ist wohl auch der Grund warum man hier überdurchschnittlich viele Franzosen antrifft. So ganz haben wir aber der Grund nicht herausgefunden.

Um den dreckigen Straßen Valparaisos für einige Stunden zu entkommen, haben wir den berühmten botanischen Garten besucht. Das hat sich aber als totaler Flop heraus stellte, da der so riesig ist, dass man ohne Auto oder Fahrrad nicht weit kommt. Aber vielleicht sollte man auch einfach nicht im Herbst hin.

Das beeindruckendste Erlebnis in Valparaiso war, als kurz nach dem Schlafen gehen jemand meinen Namen schrie, wie wild an meinem Bett rüttelte und alle wie verrückt in Unterwäsche durch das Hostel rannten. Meinen Namen hat Vanessa geschrien und am Bett gerüttelt hat die Erde. Denn Valparaiso war in dieser Nacht das Epizentrum eines Erdbebens der Stärke 6,5. Das ist so stark, dass sich am nächsten Tag Freunde aus Mendoza, Córdoba und Lima nach unserem Wohlbefinden erkundigten, da das Beben auch bei ihnen ankam. Das Ganze dauerte etwas länger als eine Minute. Passiert ist glücklicherweise nichts, außer ein paar Rissen in den Hostelwänden. Die Leute die dort leben sind so etwas gewohnt. Und ich war glücklich endlich mein erstes Erbeben erlebt zu haben (nachdem ich in Peru vor zwei Jahren alle verpennt hatte).

Nachdem ich gehört hatte, dass man in den Dünen vom nah gelegenen Concón Sandboards leihen kann, und das schon in Brasilien großen Spaß gemacht hatte, mussten wir auch dort hin. Leider gab es keinen Verleih, weshalb wir zunächst nur durch die steilen Sandberge stapften und bei gefüllten 60°C im Schatten von weitem den Schnee der Anden betrachteten. Dabei traf ich auf drei Jungs die mit selbstgebastelten Brettern die Dünen hinunter heizten. Ich fragte, ob ich es auch probieren dürfe und nachdem ich das Hügelchen, an wir begannen, ausgelachte, sind wir zu immer steileren Bergen aufgestiegen, bis wir auf der Höhe der Hochhäuser nebenan waren. Die Dünen werden wohl in den nächsten Jahren vollständig verschwinden, dank diesen Hochhäusern, die dazu dienen Touristen wie in Kartons gestapelt am Meer wohnen zu lassen (oder gutgläubigen Chilenen der gehobenen Mittelklasse „sichere“ Geldanlagen zu verkaufen). Wir hatten jedenfalls unseren Spaß und sind mit den Jungs später noch zu einem einsamen, versteckten Strand gegangen, um uns den Sand abzuwaschen.

Nach dem wir uns mehrere Nächte auf den gemütlichsten Betten der Welt ausgeruht hatten, machte uns die Übernachtung im Flughafen von Santiago de Chile nicht mehr so viel aus. Die Vorfreude auf Peru war eh viel zu groß und somit begann der Sprint nach Lima…

Alter Mann und der Hafen

 

Beethovenstraße

 

Typisch bunte Wände und Verkablung in Valpo

 

Treppen in der Beethovenstraße

 

Aquarium

 

Vani in Valpo

 

Die Dünen von Concón

 

In den Dünen

 

Gröߟenvergleich Dünen mit Vani im der Mitte

 

Sandboarding in Concón

 

Pazifik

 

Im botanischen Garten

 

Wie hieß der Fluss noch? Ankh? (Insider)

 

Fischgericht vom Profi

 

Vom Atlantik zum Pazifik

 

Valpos bunte Häuser

 

Das fertigste Auto Chiles (ja, das fährt noch)