Andalusien III – Geschichten von tausend und einem Granatapfel in Granada

Dass die Provinz Andalusien jahrhundertelang in arabischer Hand war, spürt und sieht man auch heute noch – 600 Jahre später – an der Bauweise, dem Gesang, der Sprache und den hier typischen Pflanzen (zum Beispiel Oliven und Mandeln). Granada war die Hauptstadt des damaligen, von den Mauren regierten „Al Andalus“, weshalb sich  hier wohl der arabische Flair besonders bewahrt hat.  Wenn man durch die engen, steilen Gassen spaziert fühlt man sich teilweise so, als ob man sich im nahen Osten befindet.

Besonders im muslimischen Viertel Albayzín, in dem auch mein Hostel für die erste Nacht war, sind die Straßen mit Händlern gesäumt wie auf einem Bazar. Angeblich haben hier Muslime und Juden 300 Jahre lang friedlich zusammengelebt – bis die Christen einfielen.

Granada, größtenteils Albayzín

Granada, größtenteils Albayzín

Die meiste Zeit war ich zunächst mit Kanadiern unterwegs. Das war witzig, denn der ähnliche Klang von „Kanada“ und „Granada“ ist Grundlage von so manchem lustigen Missverständnis. „Granada“ heißt übrigens schlicht Granatapfel. Und der muss auch als Wappen…frucht der Stadt herhalten und ist auf jedem Kanaldeckel, Brunnen (übrigens alles Trinkwasser), den Straßenschildern und Begrenzungspfosten zu finden.

Eisdiele

Eisdiele

In Granada befindet sich das meist fotografierte Bauwerk Spaniens, so sagt man: Die Alhambra! Das Weltkulturerbe ist eine riesige Festung. Eine Stadt in der Stadt. Und der ehemalige Königspalast, Palacio Nasrid, gilt als Höhepunkt der maurischen Architektur. Auch ich habe viel zu viele Fotos gemacht.

Im Palacio Nasrid

Im Palacio Nasrid

Besonders unter Backpackern sind in Granada übrigens die „Free Tapas“ beliebt: Zu jedem Getränk (lies: Wein) wird ein kostenloser Snack, ein Tapa, serviert. Man hört sogar von Extremfällen: Reisende, die eine Woche in Granada zubrachten und sich ausschließlich von Free Tapas, also wohl oder übel auch vom dazugehörigen Wein, ernährt haben.

Ein paar Tage habe ich bei Timo (ursprünglich aus Althütte) übernachtet. So konnte ich endlich mal wieder ein bisschen Schwäbisch schwätzen – auch wenn das Englische mittlerweile leichter von der Hand geht. Zusammen haben wir viel geredet, getrunken und gegessen. Dank Jia, seiner Freundin aus China, kam ich neben Wein (It’s Spain, after all) auch in den Genuss von leckerem chinesischen Essen und Tee. Ach ja und natürlich von japanischem Metal. Der Slogan auf einer Broschüre in der Touri-Info stimmt also: „Granada – die multikulturelle Stadt“ – auch wenn es vielleicht ein bisschen anders gemeint war.

Granada, wo Menschen in Höhlen wohnen

Granada, wo Menschen in Höhlen wohnen

Um der Eiseskälte in Granada für eine Weile zu entfliehen, machte ich mich mit meinem Fahrrad auf zum „Thermalbad von Santa Fé“. Bei dieser heißen Quelle handelt es sich mehr um Erdloch von der Größe eines Gartenteichs als um ein Spa. Sie befindet sich auf privatem Grund inmitten von Olivenhainen, weshalb es auch keine richtigen Straßen, Schilder oder Informationen gibt. Mithilfe der handgemalten Skizze von Timo, zehn Mal nach dem Weg fragen, und ein paar Kilometern Umweg komme ich irgendwann an dem Punkt an, an dem ich – zwischen Olivenbäumen stehend – mich selbst davon überzeuge umzukehren, als ich auf einmal in der Ferne Musik höre. Hatte es nicht geheißen, dass sich an den Quellen gerne Hippies aufhalten? Ich fahre der Musik nach und… Volltreffer! Als ich ankomme, reise ich mir die Klamotten vom Leib und kann mich endlich in der warmen Pfütze suhlen. Allerdings nicht lange, denn bevor die Sonne untergeht will ich wieder zurück im 18 km entfernten Granada sein…

Mehr Granada und Alhambra:

Granada vom Generalife (Alhambra) aus

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Der Löwenbrunnen

Der Löwenbrunnen

Verzierungen im Palacio Nasrid

Verzierungen im Palacio Nasrid

Palacio Nasrid

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Generalife (Alhambra)

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Blick aus dem Fenster

Blick aus dem Fenster

Alhambra, Granada, Kurt, Fahrrad

Alhambra, Granada, Kurt, Fahrrad

Blick auf die Alhambra (links) und Granada

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